Freitag, 3. Juli 2015

Kinder, Kinder


Kinder, Kinder 
 
Heute Morgen im gut besetzten HVV-Bus: Auf einem der Plätze sitzend und lesend ein etwa 10 jähriger Bub, neben sich auf dem Nachbarsitz, sein Turnsäckel liegend. Eine gebrechliche ältere Dame steigt vor mir ein und bedeutet dem Knabe das sie sich gerne setzen würde. Keine Reaktion.. Die Dame räuspert vernehmlich, der Junge blick sie wortlos an und versenkt dann seinen Blick wieder ins Buch. Ein Passagier, der die Szene ebenso wie ich beobachtet, greift beherzt zu, legt das Säckel dem Buben auf den Schoß und bietet der Dame den Platz an. Noch bevor sie sich setzten kann legt der Junge mit einer ebenso beiläufigen wie energischen Bewegung das Turnsäckel auf den Platz zurück. Der Blick, mit dem er den Fahrgast  bedenkt, ist eisig. Die ältere Dame gibt sich geschlagen und sucht sich schwanken einen anderen Platz im hinteren Teil des Busses. Der Mann zuck mit den Schultern und lässt es ebenfalls gut sein. Spontan greife ich mir das Turnsäckel, drücke es dem Buben aufs Buch und setzte mich neben ihn. Der reagiert, die Augen schmale Schlitze, die Brauen biegen sich vor Zorn fast bis zur Nasenwurzel hinunter, dann dringt ein wütendes Knurren aus seiner Kehle. Wirklich und wahrlich ein Knurren, rollend, dunkel und drohend. „Junger Mann, benimm dich,“ raunze ich ihn an „wenn man um einen Platz gebeten wird macht man den frei!“ Und muss doch in mich reinlachen: Das Knurren war  zu niedlich, aber das zornigen Gesicht zieht sich zu einem weinerlichen Flunsch. Mit demonstrativen Bewegungen klappt er sein Buch zusammen, packt es weg und verschränkt die Arme vor der Brust, ganz beleidigtes Schmollen. Der Mann grinst und meint: „Wenn sich das meine Tochter erlaubt hätte, die könnte zu Fuss weiterlaufen“. Ich nicke und antworte: „Mein Vater hätte mich bei den Ohren gepackt und mir die selbigen langezogen.“ 
 
Als ich die Geschichte amüsiert  im Büro erzähle kommt es zu meiner Überraschung tatsächlich zu einer kurzen heftigen Diskussion ob der Mitfahrer und ich nicht zu sehr das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kind  ausgenutzt und es gedemütigt hätten. Ein Kind könne doch in seine Schranken verwiesen und sein Verhalten begrenzt werden ohne es zu beschämen. Und überhaupt, wie käme ich, als nicht Mutter des Kindes und als Nichtmutter, dazu, es maßzuregeln! Mal ehrlich, in meiner bescheidenen Meinung als Mensch: schlechtes Benehmen sollte korrigiert werden, auch und gerade bei Kindern.
 

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